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Ulrich Gotter

Elisavet P. Sioumpara (Hrsg.), Identität aus Stein. Die Athener Akropolis und ihre Stadt. (Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen, Bd. 55.) München, UVK (UTB-Lehrbücher von UVK) 2022
In: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-06-01), S. 687-688
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Ulrich Gotter / Elisavet P. Sioumpara (Hrsg.), Identität aus Stein. Die Athener Akropolis und ihre Stadt. (Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen, Bd. 55.) München, UVK (UTB-Lehrbücher von UVK) 2022 

Ulrich Gotter, Identität aus Stein. Die Athener Akropolis und ihre Stadt. Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen, Bd. 55. 2022 UVK Verlagsgesellschaft München, 978-3-7398-3104-6, € 98,–

Der vorliegende Sammelband sollte ursprünglich zum 85. Geburtstag des Konstanzer Althistorikers Wolfgang Schuller am 3. Oktober 2020 präsentiert werden. Sein Tod im April 2020 hat daraus einen Band in memoriam werden lassen, mit dem ihn Freunde, Schüler, Kollegen und wissenschaftliche Wegbegleiter ehren. Einige der Beiträge gehen auf eine Akropolis-Tagung in Konstanz 2016 zurück, andere Beiträge wiederum sind deutlich aktualisiert bzw. um aktuelle Bezüge erweitert.

Die Beiträge folgen einer weitestgehend chronologischen Gliederung, deren roter Faden der Grundgedanke eines Wechsels von makroskopischer vs. mikroskopischer Perspektive auf die Akropolis bzw. auch von ihr ausgehend auf die Stadt ist. Die verschiedenen Disziplinen (Archäologie, Alte Geschichte, Bauforschung, Restauration, Museologie, Stadtplanung) fügen sich so zu einem hochinteressanten, im besten Sinn interdisziplinären Ensemble zusammen. Den Auftakt machen die beiden Beiträge von C. Bouras und W. Schuller, die in einer Übersicht und ausgehend vom Zusammenhang zwischen Ort und Institution die Bedeutung der Akropolis historisch (bis ins 20. Jahrhundert) und stadtperspektivisch skizzieren. Die Diskussion um das sogenannte Dörpfeld-Fundament und sein Verhältnis zu einem möglichen Ur-Parthenon (E. P. Sioumpara) sowie der Anfang einer speziellen Inschriftenkultur Athens auf der Akropolis mit den Tributquotenlisten (K. Trampedach) folgen. Die Rolle der Akropolis für hellenistische Tyrannenaspiranten (H. Börm), Pfeilermonumente (M. Korres), die pergamenischen Aktivitäten in Athen (U. Gotter, S. Martin), eine Rekonstruktion von Ehrenstatuen für Intellektuelle (Philosophen, Dichter) aus dem Hellenismus und der Kaiserzeit (R. Krumeich) sowie eine Rekonstruktion der mutmaßlichen Baukonzeption von Theater und Odeion am Südabhang (C. Papastamati-von Moock) zeigen die Vielfalt der Forschungsperspektiven zur antiken Geschichte der Akropolis auf, ebenso über den Ölbaum der Athena, die Lampe des Kallimachos (C. Schnurr-Redford). In die Moderne führen die Analyse der Baupläne Schinkels mit seinem Entwurf eines Königspalastes für König Otto auf dem Burgplateau (1833), der sich jedoch nicht gegen Klenzes Konzept für die Akropolis als Denkmalzone durchsetzen konnte (A. von Buttlar). Zunehmende Musealisierung (W.-D. Heilmeyer) und umfassende Restaurierungsarbeiten (V. Eleftheriou) setzen diese Entwicklung fort. Der letzte Beitrag (A. Papageorgiou-Venetas) zeigt, wie die Akropolis heute zu einem Pol der nationalen Identifikation geworden ist, zu einem „steinerne[n] Flaggschiff der Neugriechen" (S. 245), zu einer quasi ahistorischen Akropolis, für die heute sogar diskutiert wird, die „Menschenflut" der Besucherströme zu kanalisieren bis hin zur Schließung und einer Beschränkung der Besichtigung nur für Fachleute.

Einen Anlass zur weiteren Diskussion dürfte der Beitrag von E. P. Sioumpara über den Bau sein, der aus IG I 34 bekannt ist und „Hekatompedon" genannt wird. Dieser Bau ist entweder ein vermeintlicher hocharchaischer Vorgänger des Alten Athenatempels oder dieser selbst (beide an der Stelle des sogenannten Dörpfeld-Fundamentes) oder ein möglicher Ur-Parthenon oder er war gar kein Tempelbau, sondern bezeichnet ein Areal, in dem sich die in der Inschrift genannten oikemata befanden. Sioumpara sieht in „Hekatompedon" einen Tempel und lokalisiert ihn an der Stelle des heutigen Parthenon. Leider geht sie nicht auf die ausführliche und fundierte Diskussion von M. Meyer (Athena, Göttin von Athen. Kult und Mythos auf der Akropolis bis in klassische Zeit. Wien 2017, 93–146, s. dazu die ausführliche Rezension von E. Greco, Pelargòs 2, 2021, 291–298) ein. Das ist bedauerlich, denn die Frage, wie viele Bauphasen für den Tempel an der Stelle des Dörpfeld-Fundamentes bzw. für den Parthenon angenommen werden können, ist von zentraler Bedeutung nicht nur für die Baugeschichte der Akropolis, sondern, da die Akropolis mit allen Veränderungen der archaischen und klassischen Zeit in Verbindung gebracht werden kann, für die politische Geschichte Athens.

By Charlotte Schubert

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Titel:
Ulrich Gotter
Verantwortlichkeitsangabe: Elisavet P. Sioumpara (Hrsg.), Identität aus Stein. Die Athener Akropolis und ihre Stadt. (Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen, Bd. 55.) München, UVK (UTB-Lehrbücher von UVK) 2022
Autor/in / Beteiligte Person: Schubert, Charlotte
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-06-01), S. 687-688
Veröffentlichung: Walter de Gruyter GmbH, 2023
Medientyp: unknown
ISSN: 2196-680X (print) ; 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2023-1136
Schlagwort:
  • History
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: OpenAIRE

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