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Annette Grabowsky, Der Streit um Formosus. Traktate des Auxilius und weitere Schriften. (Monumenta Germaniae Historica. Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd. 32.) Wiesbaden, Harrassowitz 2021

Scherer, Cornelia
In: Historische Zeitschrift, Jg. 315 (2022-10-01), S. 488-490
Online unknown

Annette Grabowsky, Der Streit um Formosus. Traktate des Auxilius und weitere Schriften. (Monumenta Germaniae Historica. Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd. 32.) Wiesbaden, Harrassowitz 2021 

Annette Grabowsky, Der Streit um Formosus. Traktate des Auxilius und weitere Schriften. Monumenta Germaniae Historica. Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd. 32. 2021 Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 978-3-447-11377-9, € 130,–

Streitschriften werden gängigerweise mit dem Zeitalter des Investiturstreits verbunden. Doch es gab sie bereits davor: Diejenigen, die den Pontifikat des Formosus (891–896) als rechtmäßig verteidigten und insbesondere für die Gültigkeit seiner Weihen kämpften, hat Annette Grabowsky in ihrer 2012 angenommenen Dissertation erschlossen, die nun im Druck erschienen ist. Der Band teilt sich in etwa hälftig in eine Untersuchung der zehn Texte und die Edition derselben.

Im ersten Kapitel der Untersuchung zeichnet Grabowsky Formosus' Karriere, seinen Pontifikat, die „Leichensynode" und den danach weiterschwelenden Konflikt nach. Er flammte unter Sergius III. erneut auf und war Anlass zur Abfassung der Streitschriften durch Auxilius (S. XL). Am Ende des Kapitels werden die Forschungsfragen formuliert, die Gegenstand der Studie sind: die Überlieferung der Texte und davon ausgehend deren Bewertung, die genaue Bestimmung der von Auxilius genutzten Quellen und seiner Argumentation sowie die Frage nach dem Enstehungsort der Schriften (S. LIII). Das zweite Kapitel widmet sich Auxilius, dem Autor der meisten im Band edierten Texte. Insbesondere seine Herkunft und der Ort, an dem er seine Schriften abfasste, werden diskutiert. Dabei erscheint Neapel und Umgebung als wahrscheinlichste Option; Rom und Montecassino können dagegen ausgeschlossen werden. Der Teil schließt mit der Darlegung seines Selbstverständnisses als Schriftsteller. Die in der Überschrift angekündigte „causa scribendi" fehlt hier, wird aber im Folgenden immer wieder diskutiert. Im dritten und umfangsreichsten Kapitel der Untersuchung werden die einzelnen Texte analysiert, besonders in Hinblick auf Argumentationsstränge und Aufbau. Ebenso werden die Schriften in ihrem Entstehungskontext verortet (S. LXXVI). Dabei verfolgt Grabowsky kein starres Schema, sondern verknüpft die Ergebnisse schlüssig miteinander, so dass am Ende gut nachvollziehbar ein kohärentes Bild der Entstehung, der gemeinsamer Motive (z. B. Gehorsam und Widerstand) und der Textentwicklung entsteht. Der Zusammenhang der Texte untereinander wird auch in der Edition deutlich, die gemeinsame Passagen durch Petitdruck markiert (S. CCLXXXIX). Der im dritten Kapitel bereits angesprochene, immer wieder genutze und punktuell erweiterte Quellenfundus, auf den Auxilius zurückgriff, wird im vierten Kapitel dann im Einzelnen vorgestellt. Trotz genauer Untersuchung kann dabei keine „konkrete Handschrift benannt werden [...], die benutzt wurde" (S. CLXXIX); die Quellen verweisen jedoch auf Auxilius' Beziehungen nach Rom. Das fünfte Kapitel stellt die zehn Textzeugen vor, die sich gut begründet in drei Überlieferungsgruppen einteilen lassen (S. CCXI). Auch die bekannten Drucke sowie die bisher erschienenen Editionen werden vorgestellt, um dann zuletzt die Editionsgrundsätze zu erläutern.

Im zweiten Teil erfolgt dann die Edition der zehn Texte, Fragmente und Exzerpte, die sich in der Reihenfolge größtenteil an der Handschrift Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Can 1, orientiert, die aufgrund von „Abfassungsort und -zeit auch in dieser Hinsicht einen Vorrang verdient" (S. CCXCI). Die Edition weist einen Varianten- und einen ausführlichen Sachapparat auf. Jeder Schrift geht eine Auflistung der Textzeugen voran, und bei Bedarf werden besondere Editionsprinzipien erläutert, was auch einen gezielten Zugriff auf einzelne Texte ermöglicht. Vier Register zu Handschriften, Stellen – also den sicher identifizierten Zitaten –, Namen sowie Wörter und Sachen beschließen den Band.

Offen bleibt, was mit den den XML-Dateien passiert, die dem Druck zugrunde liegen und kurz im Vorwort erwähnt werden (S. VI). Es wäre wünschenswert, dass auch sie der Wissenschaft zugänglich gemacht werden, um die erhobenen Daten im Rahmen von anderen Projekten zu nutzen.

Die Interpretation und Kontextualisierung der Streitschriften durch die Verfasserin erfolgt – dem Format der Publikation geschuldet – in anderen Kontexten. Dort wird nicht nur deutlich, dass das 10. Jahrhundert in Rom gar nicht so finster war wie oft propagiert, sondern auch, dass „fehlende Editionen" dazu beitrugen, dieses Bild zu verfestigen. Mit dem vorliegenden Band leistet Annette Grabowsky einen Beitrag, dies endlich zu ändern.

By Cornelia Scherer

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Titel:
Annette Grabowsky, Der Streit um Formosus. Traktate des Auxilius und weitere Schriften. (Monumenta Germaniae Historica. Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd. 32.) Wiesbaden, Harrassowitz 2021
Autor/in / Beteiligte Person: Scherer, Cornelia
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 315 (2022-10-01), S. 488-490
Veröffentlichung: Walter de Gruyter GmbH, 2022
Medientyp: unknown
ISSN: 2196-680X (print) ; 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2022-1369
Schlagwort:
  • History
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: OpenAIRE

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