Zum Hauptinhalt springen

Ekkehart IV., St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli). Herausg. und übers. von Hans F. Haefele† und Ernst Tremp unter Mitarbeit von Franziska Schnoor. (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum Separatim Editi, Vol. 82.) Wiesbaden, Harrassowitz 2020

Zeller, Bernhard
In: Historische Zeitschrift, Jg. 313 (2021-10-01), Heft 2, S. 479-480
Online review

Ekkehart IV., St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli). Herausg. und übers. von Hans F. Haefele† und Ernst Tremp unter Mitarbeit von Franziska Schnoor. (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum Separatim Editi, Vol. 82.) Wiesbaden, Harrassowitz 2020 

Ekkehart IV., St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli). Herausg. und übers. von Hans F. Haefele† und Ernst Tremp unter Mitarbeit von Franziska Schnoor. Monumenta Germaniae Historica. Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum Separatim Editi, Vol. 82. 2020 Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 978-3-447-11178-2, € 98,–

Lange wurde die Neuedition der „Casus sancti Galli" Ekkeharts IV. in den Monumenta Germaniae Historica (MGH) erwartet. Nun hat sie Ernst Tremp im Jahr 2020 vorgelegt. Tremp konnte auf Vorarbeiten von Hans Frieder Haefele († 1997) aufbauen, der deshalb auch als Mitherausgeber geführt wird. Zudem erwies sich Franziska Schnoor als unverzichtbare Mitarbeiterin.

In seiner Einleitung (S. 1–93) geht Tremp zunächst auf den Verfasser, den um 980 geborenen St. Galler Mönch, Schulmeister, Dichter und Glossator Ekkehart IV. ein (S. 1–13), um sich dann dessen historiographischem Hauptwerk, der bewussten Fortsetzung von Ratperts „Casus sancti Galli" zuzuwenden (S. 14–50). Wie schon Ratpert, so behandelt auch Ekkehart die „schicksalhaften Wechselfälle" der St. Galler Mönchsgemeinschaft grundsätzlich nach Amtszeiten der St. Galler Äbte (S. 15).

Die Darstellung beginnt mit einer ursprünglich wohl eigenständigen Vita Abtbischof Salomos III. (890–919/920) und reicht, anders als geplant, nicht bis in Ekkeharts eigene Gegenwart, sondern bloß bis ins Jahr 972, in dem sie unvermittelt abbricht (S. 17–26). Ekkehart dürfte das Werk nach 1034 begonnen haben, vielleicht auf Bitten seiner Mitbrüder und in gewissem Widerspruch zu den damaligen Reformbemühungen des St. Galler Abtes Norpert von Stablo, wohl aber auch, um eine große Lücke in der St. Galler Geschichtsschreibung zu schließen (S. 27).

Ekkeharts „Casus" sind nicht nur wegen der Ausführlichkeit ihrer Berichte besonders eindrücklich, sondern auch wegen deren ausgeprägter Anekdotenhaftigkeit. Sie stützen sich primär auf mündliche Überlieferung, deren Zuverlässigkeit Ekkehart nicht sehr gekümmert zu haben scheint. Dadurch erklären sich auch die zahlreichen und in der älteren Forschung akribisch herausgearbeiteten historischen Fehler, Irrtümer, Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten (S. 30 f.).

Obwohl die „Casus" also „zuallererst in der mündlichen Überlieferung" gründen (S. 30), kannte Ekkehart natürlich die historiographische Hausüberlieferung sehr gut. Der gelehrte Mönch war auch mit zahlreichen klassischen Autoren bestens vertraut. Während er Kirchenväterzitate selten einstreute, belegen die „Casus" seine Vorliebe für Sprichwörter (S. 30–38). Ekkeharts umfassender Bildungshintergrund spiegelt sich auch in seiner vielseitigen, wandlungsfähigen und nuancenreichen Sprache wider (S. 38–46).

Wie schon den früheren Editionen von Arx' und Meyers von Knonau diente auch Tremps Neuedition die Handschrift St. Gallen, Stiftsbibliothek 615 aus der Zeit um 1200 als Leithandschrift B. Diese zeichnet sich durch eine große Nähe zum verlorenen Original aus, was Tremp auch am Beispiel der in B mitüberlieferten Neumen-Notation weiter untermauern kann. Die übrigen, späteren fünf Textzeugen stammen alle aus St. Gallen und sind von B abhängig (S. 62–93).

Die Neuedition der „Casus" samt Übersetzung (S. 115–543), der das Abkürzungs-, Quellen-, Literatur- und Siglenverzeichnis vorangeht (S. 94–112), bietet neben dem aufgrund der klaren Überlieferungslage schlanken kritischen Apparat einen fundierten und anregenden Sachkommentar. Wie Tremp ausdrücklich betont, sollen diese Erläuterungen die „gelehrten Kommentare" der Edition Meyers von Knonau nicht ersetzen, aber doch dazu beitragen, deren „einseitig quellenkritisch-positivistische Perspektive" zurechtzurücken (S. 93).

Abgeschlossen wird der Band durch mehrere, künftig sehr hilfreiche Register (S. 545–688), nämlich durch ein Register der erwähnten Handschriften, der zitierten bzw. verarbeiteten Quellenzitate und der Initien. Darauf folgen ein Namensregister sowie ein langes Wortregister. Insgesamt ist der umfangreiche Band sorgfältig redigiert und lektoriert, und so finden sich auch nur ganz sporadische Druckfehler. Mit der Neuedition von Ekkeharts „Casus" liegt dieser für viele Forschungsbereiche der Mediävistik wichtige Text nun also in einer mustergültigen Ausgabe vor.

By Bernhard Zeller

Reported by Author

Titel:
Ekkehart IV., St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli). Herausg. und übers. von Hans F. Haefele† und Ernst Tremp unter Mitarbeit von Franziska Schnoor. (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum Separatim Editi, Vol. 82.) Wiesbaden, Harrassowitz 2020
Autor/in / Beteiligte Person: Zeller, Bernhard
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 313 (2021-10-01), Heft 2, S. 479-480
Veröffentlichung: 2021
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2021-1318
Schlagwort:
  • EKKEHART IV. St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli) (Book)
  • HAEFELE, Hans F.
  • TREMP, Ernst
  • SCHNOOR, Franziska
  • MONASTERIES
  • NONFICTION
  • Subjects: EKKEHART IV. St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli) (Book) HAEFELE, Hans F. TREMP, Ernst SCHNOOR, Franziska MONASTERIES NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Wien,, 1020, Austria.

Klicken Sie ein Format an und speichern Sie dann die Daten oder geben Sie eine Empfänger-Adresse ein und lassen Sie sich per Email zusenden.

oder
oder

Wählen Sie das für Sie passende Zitationsformat und kopieren Sie es dann in die Zwischenablage, lassen es sich per Mail zusenden oder speichern es als PDF-Datei.

oder
oder

Bitte prüfen Sie, ob die Zitation formal korrekt ist, bevor Sie sie in einer Arbeit verwenden. Benutzen Sie gegebenenfalls den "Exportieren"-Dialog, wenn Sie ein Literaturverwaltungsprogramm verwenden und die Zitat-Angaben selbst formatieren wollen.

xs 0 - 576
sm 576 - 768
md 768 - 992
lg 992 - 1200
xl 1200 - 1366
xxl 1366 -