Sonstiges
Weihnachtspost kann so unterschiedlich sein: Neben guten Wünschen von Freunden, Familie und Geschäftskollegen wartete mein digitaler Briefkasten im Dezember auch noch mit einem Gruß meines Stromversorgers auf: Dieser kündigte an, dass ich ab März 2022 knapp 30 Prozent mehr für meinen Haushaltsstrom bezahlen darf. Überraschend war das nicht, angesichts der vorangegangenen Horrormeldungen aus den Medien. Die Energiemärkte in Europa spielen verrückt: Explodierende Strompreise, extreme Preissteigerungen an den Termin- und Spotmärkten für Erdgas.Kein Wunder, dass die Abnehmer in der Chemie unter den grassierenden Kostensteigerungen ächzen. Insgesamt hat die Chemie- und Pharmaindustrie 2020 rund 206 Terrawattstunden Energie umgesetzt - davon kamen 43,6 Prozent aus Erdgas und 24,8 Prozent aus Strom - so die jüngsten Zahlen des Chemieverbands VCI. Und Erdgas ist nicht nur der wichtigste Energieträger, sondern auch Rohstoff für die Branche. Da dürften die jüngsten Entwicklungen und vor allem das Säbelrasseln zwischen Russland und der Ukraine bzw. dem Westen noch tiefere Sorgenfurchen in die Stirn treiben. Kein Problem, stellen wir halt wie BASF, Ineos, Covestro und andere Branchengrößen auf Windstrom und Wasserstoff um? So einfach wird das nicht funktionieren. Die Initiativen sind ohne Frage toll und mit Blick auf den Klimawandel auch alternativlos. Außerdem sorgen sie auch für gute Presse. Doch ob sich das im globalen Wettbewerb rechnen wird, ist längst noch nicht ausgemacht. Denn eine weltweite Abkehr von fossilen Energieträgern ist allen politischen Bekundungen zum Trotz noch in weiter Ferne. Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch noch eine Welt außerhalb der deutschen und europäischen Nachhaltigkeitsblase gibt. Die aktuellen Entwicklungen haben wir, wie jedes Jahr zu Jahresbeginn, in dieser Ausgabe für Sie analysiert. Besonders unser Special Energieeffizienz, das wir gemeinsam mit unseren Schwesterpublikationen Plastverarbeiter und neue verpackung konzipiert haben, möchte ich Ihnen dabei ans Herz legen: Denn Energie, die man gar nicht kaufen muss, hat den größten Kosteneffekt. Investitionen in Energieeffizienz -Maßnahmen lohnen sich vor dem Hintergrund steigender Preise umso schneller. Bei mir zuhause habe ich im Herbst klein angefangen und smarte Thermostate an meinen Heizkörpern installiert - den Effekt kann ich noch nicht beziffern, aber eins ist klar: Auf die Osterpost meines Gasversorgers freue ich mich auch nicht.
Was meinen Sie?armin.scheuermann@chemietechnik.de
Die Entwicklung der Gaspreise und die Folgen für die Industrie analysieren wir für Sie ab Seite 9
Die Großchemie sichert sich durch spektakuläre Beteiligungen und Lieferverträge Windstrom und Wasserstoff. Seite 12
In unserem Special Energieeffizienz erfahren Sie, welche Maßnahmen und Investitionen sich lohnen. Seite 23
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