Die Auswirkungen der Corona-Pandemie schlagen weltweit durch - der Ukrainekrieg verschärft die Situation: Rohstoffe und Energie werden teurer oder gar knapper, Logistikketten reißen oder verlangsamen sich. Hersteller und Handel reagieren mit Preiserhöhungen. Für Gastronomen herausfordernd: Speziell im F&B-Bereich steigen die Beschaffungskosten - gerade auch bei Grundprodukten.
Getreide und Sonnenblumenöl sind wichtige Agrargüter der Ukraine. Teilweise legten die Preise um 30 Prozent und mehr zu. Kriegsbedingt stockt zudem die Ausfuhr. Verbraucher reagieren auf das Szenario: Aus dem Lebensmitteleinzelhandel werden Hamsterkäufe gemeldet, die Abgabemengen wurden auf den üblichen Bedarf begrenzt.
Senf könnte bald knapp werden
Gibt es bald nur noch Ketchup zur Wurst? Deutschlands Senfhersteller klagen über Versorgungsengpässe bei importierten Saaten. Einer der wichtigsten Lieferanten für Senfsaat ist laut Lebensmittelverband Kulinaria die Ukraine. Sollten die Lieferungen infolge des Krieges im Jahresverlauf ausbleiben, könnte es in der zweiten Jahreshälfte eng werden. Heimische Ware gibt es nicht in den erforderlichen Mengen. Tierfutter in Bioqualität - auch hier ist die Ukraine ein wichtiger Erzeuger. Speziell Bio-Geflügelhaltern könnte in den kommenden Monaten wegen des Ukrainekriegs das geeignete Futter ausgehen. „Die Bio-Tierhalter sind als erste von den Kriegsauswirkungen betroffen. Wir werden eine echte Versorgungskrise beim Bio-Futter haben", prognostiziert Friedrich-Otto Ripke, der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. Folglich stünde auch die Produktion von Bio-Eiern „vor einem harten Bruch", so Ripke weiter. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich nach seinen Angaben beim gentechnikfreien Futter ab, das auch in der konventionellen Nutztierhaltung verfüttert wird. Auch hier stammen große Mengen aus der Ukraine. Engpässe sind programmiert.
Nach Einschätzung von Deutschlands größtem Agrarhändler Baywa droht in Europa trotz des Ukrainekriegs in diesem Jahr allerdings keine grundlegende Knappheit an Lebensmitteln. „Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland und Mitteleuropa eine Ernährungs- oder Versorgungsproblematik haben werden", so Baywa-Vorstandschef Klaus Josef Lutz. Für kommendes Jahr seien die Aussichten hingegen ungewiss: „Was 2023 sein wird, kann man heute noch nicht sagen." Angesichts der aktuellen Entwicklung rücken deutsche und regionale Erzeugnisse weiter in den Fokus - die allerdings den Gesamtbedarf nicht decken können.
PHOTO (COLOR): Abgeräumt: Im Lebensmitteleinzelhandel sorgen Hamsterkäufe für leere Regale. Ware gibt es noch genug.
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By Christoph Aichele