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Globaler Handel wirft hohe Gewinne ab: Konzerne profitieren von enger Versorgung – Ukraine-Wertberichtigungen belasten Bunge, Dreyfus und Viterra.

Behme, Dagmar
In: Agrarzeitung, 2022-07-15, Heft 28, S. 3-3
Online serialPeriodical

Globaler Handel wirft hohe Gewinne ab: Konzerne profitieren von enger Versorgung – Ukraine-Wertberichtigungen belasten Bunge, Dreyfus und Viterra 

Der internationale Agrarhandel steht vor einer herausfordernden zweiten Jahreshälfte. Während der Schrecken durch die Corona-Pandemie längst nicht überwunden ist, sendet der Krieg in der Ukraine ständig neue Schockwellen auch an die Agrarmärkte. Die unübersichtliche Angebotslage wird verschärft durch logistische Engpässe.

Frankfurt a.M. Hohe Agrarpreise treiben die Umsätze und Gewinne im internationalen Agrarhandel nach oben, das Risiko wächst aber mit. Die Aussichten 2022 stehen im Bann des Krieges in der Ukraine.

Archer Daniels Midland (ADM) hat 2021 Rekordwerte für Umsatz und Ergebnis erzielt. Grund waren die bereits im Vorjahr hohen Agrarpreise bei lebhafter Nachfrage. Auch 2022 läuft das Geschäft bisher rund. Deswegen kann sich der ADM-Vorstandsvorsitzende Juan Luciano vorstellen, die Gewinne in diesem Jahr weiter zu steigern. Das Engagement in Russland, das bei ADM schon bislang begrenzt war, hat der Konzern bereits im März direkt nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zurückgefahren. Dessen ungeachtet spürt ADM die Auswirkungen und rechnet auch nicht mit einem schnellen Ende: „Die Verwerfungen in der Schwarzmeerregion werden noch Jahre für Anspannung auf den globalen Getreidemärkten sorgen", prognostiziert Luciano.

Die Bunge Limited wird 2022 die guten Ergebnisse des Vorjahres voraussichtlich nicht übertreffen können. „Wir erwarten nicht das gleiche Ausmaß an Möglichkeiten zur Margenverbesserung wie im Jahr 2021", sagte CEO Greg Heckman zum Abschluss des 1. Quartals 2022. Stärker betroffen ist Bunge vom Krieg in der Ukraine, denn der Konzern ist in den Schwarzmeerländern seit Jahren engagiert. In der Ukraine verbuchte Bunge allein im 1. Quartal 2022 Verluste von rund 12 Mio. US-$, die aus Wertberichtigungen für veruntreutes Inventar und beschädigte Sachanlagen sowie abgeschriebene Forderungen entstanden sind.

Das dürfte erst der Anfang sein. Zuversichtlich für gute Ergebnisse im gesamten Konzern ist Heckman gleichwohl. Er rechnet 2022 mit hohen Umsätzen der Ölmühlen und Biokraftstoffwerke in Nordamerika und Europa.

Der privat geführte Cargill-Konzern ist nicht verpflichtet, Finanzkennzahlen zu veröffentlichen. Lediglich eine Umsatzzahl von 134 Mrd. US-$ liegt für das Geschäftsjahr 2020/21 (Juni/Mai) vor. Nach Konzernangaben war der Umsatz um 17 Prozent höher als im Vorjahr, und es seien „hervorragende Ergebnisse" erzielt worden. Das Russland-Geschäft hat Cargill wie die anderen Konzerne bereits im März heruntergefahren und beschränkt sich dort seither auf wichtige Lebens- und Futtermittelanlagen mit Bedeutung für die globale Ernährungssicherheit.

Die Louis Dreyfus Company (LDC) berichtet im Jahresabschluss 2021 ebenfalls von hohen Umsätzen und Gewinnen im Jahr 2021. Für 2022 wird das Umfeld wegen des Krieges in der Ukraine rauer. Der Konzern hat Anfang März das Ende seiner russischen Agraraktivitäten erklärt. CEO Michael Gelchie erwartet darüber hinaus finanzielle Einbußen für die Unternehmensgruppe, weil in Russland und in der Ukraine Anlagen beschädigt wurden oder Forderungen nicht einzutreiben sind. Der Einfluss auf das Umsatzvolumen ist indes geringer. Nach Angaben des Konzerns stammten 2021 weniger als 4 Prozent des von LDC gehandelten Getreides aus Russland und der Ukraine.

Der Viterra-Konzern, in dem die frühere Glencore Agriculture aufgegangen ist, schließt den Reigen der fünf Konzerne mit erfolgreichem Geschäftsjahr 2021. Einbußen bei dem für Viterra bedeutsamen Geschäft in Kanada wegen der dortigen Missernte konnten durch höhere Erfassungsmengen in Australien und im Schwarzmeerraum ausgeglichen werden, berichtet der Viterra-Chef David Mattiske. Außerdem haben die europäischen Ölmühlen und Biodieselwerke 2021 nach Angaben des Konzerns positive Margen gebracht. Der Blick auf 2022 ist allerdings gedämpft. Traditionell stark vertreten ist Viterra im Schwarzmeerraum – und hier besonders mit umfangreichem Investment in mehreren Tochterfirmen und Beteiligungen in der Ukraine. Bereits im Geschäftsbericht 2021, der im März 2022 veröffentlicht wurde, warnen die Autoren vor einem wesentlichen Rückgang der ukrainischen Umsätze.

Die Verwerfungen in der Schwarzmeerregion werden noch Jahre für Anspannung sorgen. ADM-Chef Juan Luciano

Graph: Kenndaten der fünf führenden internationalen Agrarhandelskonzerne

PHOTO (COLOR): Foto: USDA/Lance Cheung

By Dagmar Behme

Reported by Author

Titel:
Globaler Handel wirft hohe Gewinne ab: Konzerne profitieren von enger Versorgung – Ukraine-Wertberichtigungen belasten Bunge, Dreyfus und Viterra.
Autor/in / Beteiligte Person: Behme, Dagmar
Zeitschrift: Agrarzeitung, 2022-07-15, Heft 28, S. 3-3
Veröffentlichung: 2022
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1869-9707 (print)
Schlagwort:
  • COVID-19 pandemic
  • RUSSIAN invasion of Ukraine, 2022-
  • AGRICULTURAL prices
  • INTERNATIONAL trade
  • GRAIN marketing
  • UKRAINE
  • RUSSIA
  • Subjects: COVID-19 pandemic RUSSIAN invasion of Ukraine, 2022- AGRICULTURAL prices INTERNATIONAL trade GRAIN marketing
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: UKRAINE ; RUSSIA
  • Full Text Word Count: 618

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