Hartmut Blum, Alte Geschichte studieren. 2021 UVK Verlagsgesellschaft München, 978-3-8252-5281-6, € 24,90
Auch in der dritten Auflage bleibt das Buch von Hartmut Blum und Reinhard Wolters ein vorzüglicher Einstieg in das Studium der Alten Geschichte. Für Studienanfänger besonders hilfreich dürften die sehr praxisorientierten Ausführungen zu Arbeitstechniken und Darstellungsformen sowie zu Studium und Beruf sein.
Die Änderungen im Vergleich zur zweiten Auflage sind überschaubar und betreffen erwartungsgemäß vor allem den in schnellem Wandel befindlichen Bereich der digitalen Hilfsmittel. Leider wurden in der Neuauflage jedoch auch die farbigen Akzentuierungen aufgegeben, und die praktischen Erklärungen von Fachbegriffen in Marginalien sind zugunsten eines Glossars im Anhang verschwunden.
An einigen Details mag man sich stoßen: Zu Recht wird die Dichotomie von Quelle und Darstellung relativiert, doch dürfte die Definition von Quellen als das, „was interpretiert wird" (S. 44), gerade für Studienanfänger zu unklar bleiben. Dass Ausgrabungsstätten wie Knossos oder Ostia „authentisch" seien (S. 124), sollte man angesichts erheblicher Rekonstruktionsanteile zumindest problematisieren. Für die Checklist of editions (S. 98) ist nun die Version auf papyri.info zu benutzen, und die Bibliographie Papyrologique ist mittlerweile im Internet konsultierbar (ebd.). Neben Dyabola sollte auch iDAI.bibliography/ZENON genannt werden (S. 162). Mit Blick auf die Literaturversorgung wären noch die großen elektronischen Zeitschriftenarchive und die Erschließung lizenzpflichtiger Angebote über die EZB erwähnenswert gewesen. Bei den Angaben zum Lehramt fehlt ein Hinweis darauf, dass es sich hier um länderspezifische Informationen handelt (S. 252). Resultat eines Irrtums ist die Abbildung eines „Papyrus in jüngerer römischer Kursive" (S. 49), die tatsächlich einen Pergamentcodex in Quadratschrift zeigt.
Auf konzeptioneller Ebene ist ungünstig, dass Datenbanken nicht in den Kapiteln zu den jeweiligen Fachgebieten aufgeführt werden, sondern in einem eigenen Kapitel zur Internetrecherche (S. 141–144). Damit werden diese Angebote als reine Findmittel perspektiviert, was der Realität schon deshalb nicht entsprechen dürfte, weil nur an den größten Universitätsstandorten überhaupt umfassende Bestände an gedruckten Quelleneditionen vorhanden sind. Ferner bieten manche dieser digitalen Angebote gegenüber gedruckten Editionen durchaus einen Mehrwert, etwa was Abbildungen angeht. Hier wäre es wichtig, auf die sehr unterschiedlichen methodischen Ansprüche der einzelnen Datenbanken einzugehen, um eine kritische Benutzung zu ermöglichen.
Problematisch ist ferner die Entscheidung, fast ausschließlich Hinweise auf Literatur in deutscher und englischer Sprache zu geben. Man vermisst daher Werke wie Guarduccis „Epigrafia greca", Lassères „Manuel d'épigraphie romaine" und Montevecchis „La papirologia". Das mag den durchschnittlichen Lesegewohnheiten der Zielgruppe entsprechen, es vermittelt aber einen falschen Eindruck von den Sprachanforderungen für ein fundiertes altertumswissenschaftliches Arbeiten.
By Andreas Hartmann
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