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Hohe Inflation, Rezessions- und Kriegssorgen - trotz dieser historisch schwierigen Rahmenbedingungen erwartet der Handelsverband Deutschland (HDE) für den Einzelhandel ein stabiles Weihnachtsgeschäft. Für November und Dezember rechnet der Verband mit Umsätzen in Höhe von 120,3 Mrd. Euro. Nominal gesehen ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr, preisbereinigt ergibt sich allerdings ein Minus. So erwartet der HDE für das diesjährige Weihnachtsgeschäft eine Umsatzsteigerung um nominal 5,4% im Vergleich zur Vorjahr, real ergebe sich aufgrund der hohen Inflation allerdings ein Minus von 4%. Damit wird das Weihnachtsgeschäft auch in diesem Jahr für rund ein Fünftel des Gesamtjahresumsatzes stehen. "In der ersten Jahreshälfte haben wir eine stabile Konsumsituation gesehen - trotz des Angriffskrieges in der Ukraine", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Steffen Genth bei der Vorstellung der Studie.
Zwar habe es nach dem Angriff Russlands zunächst eine "Abrisskante beim Konsum" gegeben, doch das Einkaufsverhalten habe sich dann auch wieder stabilisiert. Allerdings zeige die Konsumstimmung im Winterhalbjahr 2022/23 eine deutliche Eintrübung. "Unser Konsumbarometer hat zwar im November erstmals eine leichte Erholung aufgezeigt, doch gerade was die Anschaffungsneigung betrifft, gibt es wenige Impulse." Für das Gesamtjahr 2022 rechnet der HDE mit einem Einzelhandelsumsatz von 633,4 Mrd. Euro - eine nominale Steigerung von 7,5% im Vergleich zum Vorjahr. Real ergibt sich daraus ein leichter Rückgang um 0,1%.
"Erstmals wird auch der Onlinehandel nach zwei starken Pandemie-Jahren einen realen Umsatzrückgang zu verzeichnen haben", sagt Genth. So prognostiziert der Verband für den Onlinehandel einen Gesamtumsatz von 84,7 Mrd. Euro und damit einen nominalen Rückgang um 2,3 % und ein preisbereinigtes Minus von 7,2 %. Allerdings habe gerade der Onlinehandel seit 2019 massiv zugelegt, relativierte Genth die Prognosen.
Einzelhändler eher pessimistisch
Weiter unterstrich Genth die große Relevanz des Weihnachtsgeschäfts für den Einzelhandel in Deutschland. Über alle Branchen werden laut HDE 19,2% des Jahresumsatzes in den zwei letzten Monaten des Jahres erzielt. Für den Bereich Bekleidung liegt dieser Anteil mit 22,1% sogar noch etwas höher.
Allerdings sind die Modehändler bezüglich des Weihnachtsgeschäftes in diesem Jahr eher negativ eingestellt. 70% gehen laut einer HDE-Befragung unter mehr als 500 Einzelhändlern davon aus, dass ihr Weihnachtsgeschäft schlechter bzw. sehr viel schlechter als im Vorjahr ausfallen wird. Die mögliche Zurückhaltung der Konsumenten führen die Händler vor allem auf die hohe Inflation zurück. So stimmen 87% aller Händler der Aussage: "Die stark steigenden Preise für Energie und Lebensmittel werden das Weihnachtsgeschäft stark negativ beeinflussen" zu.
Jeder fünfte will mehr als 300 Euro ausgeben Dabei zeigen sich die Konsumenten laut Genth durchaus ausgabefreudig. Zurückzuführen sei das vor allem auch auf das von der Bundesregierung angekündigte Entlastungspaket in Bezug auf die stark gestiegenen Energiepreise. "Zuversichtlich stimmt uns, dass die Menschen so sehen, dass sie nicht alleine gelassen, sondern wirtschaftlich entlastet werden", sagt Genth.
Bei der Frage nach dem Weihnachtsbudget gab immerhin die Hälfte der mehr als 2000 Befragten an, dieses Jahr mehr als 150 Euro für Geschenke ausgeben zu wollen. Jeder fünfte plant sogar 300 Euro und mehr zu investieren.
Gutscheine führen dabei wie in den Vorjahren das Weihnachtsgeschenke-Ranking an. Fast jeder Dritte plant, einen Gutschein zu verschenken. Nach Spielwaren, Büchern und Schreibwaren sowie Kosmetik und Körperpflege gehören Bekleidung und Schuhe zu den Top 5 der Weihnachtsgeschenke: Jeder fünfte will Produkte aus diesem Segment unter den Baum legen.
By Aziza Freutel