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Katag-Cheftagung 2023: "Es geht nicht, dass wir nur das Ökologische sehen".

Speicher-Utsch, Sarah
In: TextilWirtschaft Online, 2023-06-05, S. 4-4
Online serialPeriodical

Katag-Cheftagung 2023: "Es geht nicht, dass wir nur das Ökologische sehen" 

Business

Verunsichert wegen der vielen Insolvenzverfahren, enttäuscht über die vielen Quotenregelungen der Politik, beeindruckt von der Resilienz der Mittelständler: Katag-Chef Daniel Terberger zieht Bilanz. 100 Jahre Katag - 100 Fehler, 100 Verletzungen, 100 Missverständnisse: Zum Jubiläum der Katag sei es Zeit, auch mal Entschuldigung zu sagen, so der Vorstandsvorsitzende Daniel Terberger an diesem Montag auf der Cheftagung des Fashion-Dienstleisters in Bielefeld. Vor allem dafür, was in den letzten Jahren passierte.

"100 Jahre sind für kein Unternehmen einfach", sagte der Chef. Die Situation habe sich seit der letzten Tagung vor rund einem Jahr für die Modebranche noch verschlechtert: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine habe sich verschlimmert, China und Taiwan schwebten wie ein Damoklesschwert besonders über der Modebranche, die Kaufkraft schwinde, die Immobilienmärkte wankten. "

Auch wenn die Rezession, die technisch betrachtet schon da ist, für die Branche noch nicht so richtig angekommen ist, müssen wir damit rechnen", sagte Terberger. "Alle anderen Länder um uns herum stehen besser da."

Vergangenes Jahr, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf der Bühne der Katag-Tagung stand, hätten alle auf Veränderungen gehofft. "Was kam, waren Verbote." Egal ob bei den Themen Diesel, Heizung, Energie, Frauen - alles werde mit Quoten versehen. Der Unternehmer werde so zum Bremser. "Quotenregelungen tun uns nicht gut", sagte Terberger. Stattdessen wünsche er sich mehr Freiheit und Toleranz. "Der Wohlstand, der damit verbunden war, würde uns allen guttun."

Als schwierig sieht er die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie an. Auch wenn Sustainability "für uns alle eine große Aufgabe" sei, findet Terberger: "Ich sage es jedem Politiker: 'Es geht nicht, dass wir nur das Ökologische sehen, wir müssen auch das Soziale sehen.'"

Die Modebranche sei nicht ökologisch. "Wir sorgen aber für sozialen Frieden" - etwa, wenn das Bedürfnis der Menschen, sich in Städten zu treffen und sich schön zu kleiden, befriedigt werde. Die Leerstände in den Städten seien indes besorgniserregend. Und dann gebe es da noch "die grünen Träumer", die noch an die neue Stadt der Zukunft glaubten, mit perfektem U-Bahn-Anschluss.

Große Sorge machen ihm auch die vielen Entlassungen in der Modebranche: "Amazon, Zalando und die Otto Group mit der Stilllegung von My Toys. Und ich bin zutiefst verunsichert, dass Unternehmen wie Gerry Weber, Hallhuber, P&C und Schneiders ins Verfahren gehen", sagt der Unternehmenschef. Das Strohfeuer mit erkauften Renditen sei nun aber vorbei.

Auch Biner Bähr, Rechtsanwalt der Kanzlei White & Case, sorgt sich. Der Insolvenzexperte, der schon bei der Restrukturierung des Kaufhauskonzerns Hertie mitgewirkt hat und auch bei Esprit während der Insolvenz in Eigenverwaltung Sachwalter war, sagte im Gespräch mit der Moderatorin Barbara Schöneberger: "Ich wundere mich, dass alle noch so ruhig bleiben."

Angst sei aber ein schlechter Ratgeber - das sei ungefähr so, als wenn man mit einem schmerzenden Zahn zu spät zum Zahnarzt gehe. Der Sanierungsexperte, der derzeit P&C Düsseldorf berät, empfiehlt Firmen, sich früh mit dem Thema Sanierung zu beschäftigen.

"Ich saß ein Jahr vor der Übernahme von Kaufhof durch Benko dem Unternehmen quasi auf dem Schoß", sagte Bähr, der im April zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Ahlers AG und Anfang Mai zum ständigen Sachwalter des insolventen Modeeinzelhändlers TK Fashion Group ernannt wurde.

BTE-Präsident Steffen Jost betonte mit Blick auf die mittelständischen Modehändler, dass diese keine Hasardeure seien, die mit viel Risiko auf schnellen Ertrag aus seien. "Nein, sie investieren eigenes Geld und wachsen langsamer." Ihnen seien Werte wichtig und sie würden schnelle Entscheidungen fällen.

Als oft zu langsam bezeichnet indes Alexander Otto, CEO der ECE Group, sein eigenes Unternehmen. "Ich gebe zu, dass auch wir als ECE oft noch zu kompliziert sind, wir müssen einfacher werden." Schon sein Vater sagte immer: "Vereinfache die Probleme!" Daran würde der Shoppingcenter-Betreiber arbeiten.

Otto kritisierte auch die Bundesregierung dafür, dass alles bis ins letzte Detail diskutiert werde. "Ich erwarte von der Bundesregierung, dass man in Krisen ad hoc entscheidet." Er fragt sich, warum es starre Vorgaben statt Anreizen gebe und nennt ein Beispiel aus seinem Geschäft: In dem erfolgreichen Main-Taunus-Zentrum, das die ECE betreibt, gebe es 4500 Parkplätze - es liegt direkt an der Autobahn.

Gemäß den Plänen der Regierung müsse man dort bald 450 Ladesäulen für E-Autos vorhalten. Mit herkömmlichen Ladesäulen bräuchte ein Durchschnitts-E-Auto aber zehn Stunden zum Laden - und für 450 Schnell-Ladesäulen könnte der örtliche Energieversorger vermutlich gar nicht genug Strom liefern.

By Sarah Speicher-Utsch

Titel:
Katag-Cheftagung 2023: "Es geht nicht, dass wir nur das Ökologische sehen".
Autor/in / Beteiligte Person: Speicher-Utsch, Sarah
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2023-06-05, S. 4-4
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • KATAG AG
  • RUSSIAN invasion of Ukraine, 2022-
  • TERBERGER, Daniel
  • ECONOMIC uncertainty
  • FASHION merchandising
  • POLITICAL quotas
  • CLOTHING industry
  • UKRAINE
  • Subjects: KATAG AG RUSSIAN invasion of Ukraine, 2022- TERBERGER, Daniel ECONOMIC uncertainty FASHION merchandising POLITICAL quotas CLOTHING industry
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: Katag Executive Conference 2023: "It is not possible that we only see the ecological".
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: UKRAINE
  • Full Text Word Count: 719

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